Google und die Cookies

Google hat angekündigt, Cookies von Dritten (engl. third-party cookies) im Web-Browser Chrome nicht mehr zuzulassen. Was auf den ersten Blick ein Grund zur Freude sein scheint, entpuppt sich vor allem als Marketing.
Update vom 13.08.24
Fast 3.5 Jahre nach Erscheinen dieses Newsbeitrags hat Google die Pläne für die Abschaltung der Drittanbieter-Cookies aufgegeben. Dafür dürften vor allem kartellrechtliche Überlegungen ausschlaggebend gewesen sein, denn ein US-Bundesgericht hat die Google Suche letzte Woche als illegales Monopol beurteilt. Da auch der Chrome-Browser der mit Abstand meistgenutzte Browser (weltweit 65% Marktanteil) ist, erscheint es naheliegend, dass auch dort ein Monopol vorliegt. Damit würde die Abschaltung der Drittanbieter-Cookies wohl einen Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung darstellen, weil die Werbeindustrie (ausser Google) dadurch stark beeinträchtigt würde.
Update vom 12.04.21: Google aktiviert bei einigen Nutzern bereits den Cookies-Nachfolger FLoC. Um zu überprüfen, ob bei Ihnen FLoC aktiviert ist, können Sie diese Webseite mit Chrome aufrufen.
Update vom 01.11.21: Gegen Google läuft in den USA ein Gerichtsverfahren. Die Vorwürfe sind alles andere als harmlos: Unter anderem soll Google sich mit Konkurrent Facebook abgesprochen und sich bei der Vergabe von Online-Werbung begünstigt haben. Genaueres zu den Vorwürfen finden Sie in diesem Beitrag.
Die Tracking-Cookies, die Google seit Jahrzehnten benutzt, haben bei Google bald ausgedient – die Technologie FLoC ersetzt sie. Im englischen Blogbeitrag zeigt Google Verständnis für die Bedenken von Nutzer*innen und spricht von einem Vertrauensverlust bei 72% der Nutzer*innen. Besonders bemerkenswert ist der letzte Satz des ersten Absatzes: “Falls digitale Werbeunternehmen sich nicht verändern, um die wachsenden Bedenken zur Nutzung von Personendaten anzusprechen, wird die Zukunft des freien und offenen Internets riskiert.” Ob hier tatsächlich das freie und offene Internet für Privatpersonen gemeint ist? Oder vielmehr die kaum regulierte digitale Werbebranche?
Widerstand der Webbrowser
Neben diesen Gründen werden auch folgende Tatsachen eine Rolle spielen: Der legale Einsatz von Tracking-Cookies ist mit der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) schwieriger und sichtbarer geworden. Und Webbrowser leisten Widerstand: Firefox hat im Februar die “Total Cookie Protection” eingeführt (Englisch), die seitenübergreifendes Tracking verhindern soll. Apple blockiert in Safari sämtliche third-party cookies (Englisch) seit März 2020 und geht damit noch einen Schritt weiter. Zwar hat die Werbebranche auf diese Bemühungen mit einer Tarnung der Tracking-Cookies reagiert. Aber auch die getarnten Cookies können Sie mit der aktuellen Version von Firefox in Kombination mit uBlock Origin blockieren.
FLoC statt Cookies
Es liegt also nahe, dass Google die Entscheidung nicht (nur) wegen dem Datenschutz gefällt hat. Auch das Ziel von Google, möglichst präzise personalisierte Werbung zu schalten, bleibt unverändert. Zukünftig wird Google dazu nicht mehr einzelne Nutzer*innen mit Cookies tracken, sondern sie zu Interessengruppen zusammenfassen. Dazu wird Google die neue Technologie in Chrome einbauen – das Blockieren dieser neuen personalisierten Werbung wird sicher schwieriger sein. Einfacher ist der Wechsel zu einem datenschutzfreundlicheren Browser wie Firefox.
Zum Verständnis
Cookies sind kleine Textdateien, die beim Aufrufen von Webseiten im Webbrowser gespeichert werden. Es gibt first-party und third-party cookies. First-party cookies speichert die aufgerufene Webseite (z.B. konsumentenschutz.ch) direkt. Darunter sind z.B. notwendige und funktionale Cookies. Third-party cookies werden von Dritten (z.B. Google oder Facebook) gesetzt. Damit wird das Surfverhalten einer Person auf mehreren Webseiten aufgezeichnet – so entstehen Nutzungsprofile für personalisierte Werbung. Deshalb nennt man sie auch Tracking-Cookies.