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“Ohne GVO”: Mehr Täuschung als Information

Tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Eier oder Milchprodukte sollen in Zukunft mit “Ohne GVO” ausgezeichnet werden, wenn die Tiere Futter ohne gentechnisch veränderte Futterpflanzen gefressen haben. Für den Konsumentenschutz ist das kein Beitrag zur klaren Information, sondern eher eine Täuschung. Denn die Futtermittel enthalten fast alle Zusätze wie Vitamine oder Enzyme, welche mit Hilfe von Gentechnik hergestellt wurden.

Das Thema ist seit Jahren auf dem Tisch. Im umliegenden Ausland ist seit längerem eine Kennzeichnung der Produkte von Tieren möglich, welche ohne gentechnisch veränderte Futterpflanzen produziert wurden. In der Schweiz verzichtet die Landwirtschaft jedoch auf gentechnisch verändertes Futter. Der Konsumentenschutz stemmte sich gegen eine entsprechende Auslobung der tierischen Produkte. Denn eine solche Auslobung lässt glauben, dass während des ganzen Prozesses keine Gentechnik im Spiel war. Das stimmt jedoch meist nicht. Futtermittelzusätze werden in der Regel mit Hilfe von Gentechnik produziert. Mit der Kennzeichnung “Ohne GVO”, also ohne gentechnisch veränderte Organismen, und dem Zusatz “Für die Fütterung der Tiere wurden keine gentechnisch veränderten Futterpflanzen oder daraus gewonnene Erzeugnisse eingesetzt” werden die Konsumentinnen aber nicht darauf hingewiesen. Somit wird bewusst in Kauf genommen, dass die Konsumenten getäuscht werden.

Die Kennzeichnung ist aber nicht nur täuschend, sondern auch verwirrend. Auf dem Markt können nun Produkte zu finden sein, welche mit “Ohne GVO” ausgelobt werden und solche, welche keine Auslobung haben. Produkte mit gentechnisch veränderte Organismen müssen jedoch deklariert werden. Bislang war klar, dass die Produkte ohne Deklaration frei von Gentechnik sind. Wer weiss nun mit Sicherheit, ob die Produkte ohne Auslobung gentechnisch verändert sind, die Tiere gentechnisch veränderte Futterpflanzen gefressen haben oder ob kein Unterschied zu den deklarierten Produkten besteht? Die Konsumenten werden mit der neuen Deklaration nicht informiert, sondern noch mehr verwirrt.