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Spielregeln der freien Marktwirtschaft

Stellen Sie sich folgendes vor: Ein Spiel, das eigentlich freie Marktwirtschaft simulieren soll, für diesen Zweck jedoch bizarre Regeln hat: Es gibt in einem Wirtschaftsbereich drei Anbieter, die verschiedene Preise für ihr Angebot festlegen. Die Preise können aber durch gar nichts beeinflusst werden, ausser, einer der drei Mitbestreiter klagt. Also auch nicht durch Angebot und Nachfrage- der gängigen Grundregel folgend.

Diese fiktive Spiel-Situation gibt es in Tat und Wahrheit im freien Schweizermarkt. Die Telekommunikationsanbieter Orange, Swisscom und Sunrise legen die Tarife für die Netznutzung eigenständig fest. Niemand kann gegen zu hohe Preise vorgehen, es sei denn, ….siehe oben.

Dass diese Spielregel jeglichen Wettbewerb verunmöglicht, ist in der marktwirtschaftlichen Realität unterdessen weitherum erkannt. Das Parlament hat es nun in der Hand, das Spiel neu zu mischen. Die wichtigste Änderung wäre: Neu dürfte auch die Aufsichtsbehörde ComCom gegen überhöhte Preise vorgehen und nicht erst als Reaktion auf eine Klage der drei Anbieter. Auf eine Klage, auf welche die ComCom bis zum Sankt Nimmerleinstag warten könnte. Denn aus welchem Grund sollten Tarife gesenkt werden, wenn alle drei Anbieter von Hochpreisen profitieren?

In diesem Fall Spielregeln neu zu formulieren, auch wenn das Spiel bereits im Gang ist, brächte der einen Partei ausschliesslich Vorteile (sprich: tiefere Preise ohne Qualitätseinbussen). Und dafür sind wir natürlich gerne bereit, die abgeänderte Spielanleitung auswendig zu lernen.

Sara Stalder

Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz