Preise mit Nebengeschmack
Vor knapp zwei Wochen hat im Coop “der grösste Preisabschlag aller Zeiten” stattgefunden. Coop hat die Preise von 600 Artikeln gesenkt, bei einem Sortiment von 50 000 Produkten. Haben Sie es inzwischen bemerkt, wenn Sie im Coop eingekauft haben? Auffallend ist, dass die Preise zum Teil sehr eigenartig gestaltet werden: Aktifit plus, ein probiotisches Getränk, kostet mit Pfirsich-Aroma Fr. 3.95, die anderen beiden Geschmacksrichtungen – wobei eine ohne Geschmack, bzw. “Nature” daherkommt – noch immer Fr. 4.65. Warum? Weil Konkurrent Denner nur das Produkt mit Pfirsich-Aroma im Sortiment hat und zu diesem Preis verkauft. Das ist auch der Grund, weshalb die Rama-Margarine nur in der 250-g-Packung billiger geworden ist und diejenige in der Grosspackung im Verhältnis nun teurer ist.
Coop schreibt die Preise also seinen Konkurrenten ab. Migros hat nun ihrerseits auch schon Preissenkungen angekündigt und Denner will die Entwicklung vorerst beobachten. Das ganze Ringelreihe-Spiel um die Preise kommt einem bekannt vor: Als Aldi die ersten Filialen in der Schweiz ankündigte, setzte bei den etablierten Schweizer Detailhändler eine ähnliche Hektik ein. Nun setzt Lidl an, in der Schweiz Fuss zu fassen und setzt so die Preise unter Druck.
Angesichts der düsteren Wirtschaftsprognosen sind tiefere Preise wohltuend. Allerdings: Wieso sinken die Preise nur, wenn neue Konkurrenz droht? Und wieso sinken die Preise erst jetzt? Das heisst doch im Klartext, die Anbieter haben den Konsumenten jahrelang zu viel abgeknöpft. Und warum – auch dies eine berechtigte Frage – zahlen wir immer noch viel mehr für die selben Lebensmittel als wir jenseits der Grenze ausgeben müssten? Und warum werden höhere Preise der Rohstoffe sofort auf die Waren geschlagen, während wir von den mittlerweile wieder tieferen Preisen nichts zu spüren bekommen? Auf diese Fragen möchte ich eine Antwort, bevor ich den Anbietern applaudiere für diese neue Preisrunde.
Sara Stalder
Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz